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Nieder mit dem Alphatier!

von Janina Müller

Nieder mit dem Alphatier!

Stutenbissigkeit, Zickenkrieg, Queen-Bee-Syndrom: All diese Begriffe beschreiben Rivalität zwischen Frauen*. Dabei sind solche Bezeichnungen höchst problematisch. Eine Auseinandersetzung mit der Konstruktion und Funktion der „Stutenbissigkeit“.

Durch die Anwendung der Tiermetaphorik, wie sie bei der Stutenbissigkeit der Falll ist, wird eine angebliche Unfähigkeit von Frauen*, rational und effektiv zusammenzuar- beiten, als naturgegeben dargestellt. Solch eine Naturalisierung von negativ bewerteten Eigenschaften ist ein gängiges Mittel, um von unterdrückenden Strukturen abzulenken. Die Verantwortung wird dem einzelnen Subjekt zugeschoben. Ähnlich verhielt es sich mit der Hysterie: Statt eine patriarchale Struktur als Ursache für Phänomene wie Depression, Ambivalenz oder Gereiztheit zu erwägen, wurde die Ursache bei der Gebärmutter gesehen und die Hysterie zu einer weiblichen Veranlagung verklärt.

Wer konstruiert?
Werfen wir einen Blick in die Medienwelt: Wir alle kennen die Reality-TV-Shows wie „The Bachelor“, oder „Love Island“. Allen gemein ist die Darstellung einer Rivalität zwischen als weiblich gewerteten Personen, die sich um ein, aufgrund bestimmter Eigenschaften wie Fitness, Autorität und beruflichen Erfolgs, männlich gewertetes „Alphatier“ streiten. Dabei dominiert eine patriarchale Perspektive, in der das Weibliche nur Anhängsel und Objekt des Männlichen ist. Im Text „Visual Pleasure and narrative Cinema“ setzt sich Laura Mulvey mit der Funktion der Frauenfigur in Film und Fernsehen auseinander, wobei sie festhält, dass die Frauenfigur als Bild fungiert, auf das geschaut wird, während es die männliche Figur ist, die auf dieses Bild schaut und den Blick der Zuschauer*innen durch die Narration lenkt. Mulvey verweist auch darauf, dass das Kino ein Spiegel ist: Das Individuum tritt aus sich heraus und erkennt sich gleichzeitig darin, es identifiziert sich. Allerdings impliziert es auch, dass Zuschauer*innen das Gezeigte verinnerlichen und reproduzieren können. Wir dürfen nicht vergessen, dass auch Konstrukte wirksam sind.
Wirksamkeit und Funktion
Die Wirksamkeit manifestiert sich zum Beispiel in Aussagen wie „I’m not like other girls“ und Versuchen, sich von anderen Frauen* abzugrenzen. Die Abgrenzung ist eine vom Patriarchat akzeptierte Möglichkeit, die eigene Position im hierarchischen System zu sichern oder aufzuwerten. Gleichzeitig legitimiert und reproduziert sie patriarchale Machtstrukturen. Wie Lena Richter es im Text „Sie ist nicht allein – Weibliche Solidarität in der jüngeren Popkultur“ ausdrückt, ist es wesentlich einfacher, die Macht auf- rechtzuerhalten, wenn alle für sich allein kämpfen.
Wir machen da nicht mit!
Feministische Bestrebungen wollen dem etwas entgegensetzen: Sie bieten Arrangements an, die es ermöglichen sollen, sich zusammenzuschließen. Wichtig ist es vor allem, Ressourcen wie Wissen oder Zugänge zu teilen. Auch in Film und Fernsehen zeigen sich Entwicklungen, die versuchen, die althergebrachten Muster aufzubrechen, indem die Solidarität von Frauen* dargestellt und sie mehr in den Fokus gerückt wird. Beispiele hierfür wären Serien wie „GLOW“ von Liz Flahive und Carly Mensch oder „SheRa“ von ND Stevenson. Ob solche Konzepte auch die großen Kinofilmreihen erreichen werden? Und kann es mancher Reality-TV-Show gelingen, keinen Sexismus zu reproduzieren? Vielleicht gäbe es die Formate dann jedoch nicht mehr – aber wäre das zu bedauern?