Skip to content Skip to footer

Besuch bei der blauen Frieda

von Laura Kohler

Besuch bei der blauen Frieda

Sie ist ein Ort, der Menschen mit und ohne Fluchtgeschichte zusammenbringt. Wie in der Blauen Frieda gemeinsam gekocht, gelernt und geholfen wird.

Die Begegnungsstätte liegt an der Schützenstraße, quergelegen der Friedrichstraße, unter blauem Gitterdach – was der Blauen Frieda ihren Namen gegeben hat. Seit September 2021 können Menschen jeden Alters und jeder Herkunft dort hinkommen, sich austauschen, Kaffee trinken, können mithelfen oder Hilfe bekommen. Den großen Raum mit Cafétischen, Küchenecke, Büro und kleinem Nebenraum hat der Verein „Freund statt Fremd” eingerichtet, der geflüchteten Menschen in Bamberg im Alltag hilft.

Das Café nutzen vor allem geflüchtete, meist jüngere Menschen aus dem ANKER-Zentrum. Auch Menschen aus anderen Unterkünften und Kinder anerkannter Geflüchteter treffen hier aufeinander. Sowie auf Ehrenamtliche, die zwar durchmischt, aber eher älter seien, so Regina Riehm, die hier angestellt und für die Blaue Frieda verantwortlich ist. Sie würde sich mehr junge Bamberger*innen wünschen, die andere junge Menschen mit auf Keller, in Kneipen nehmen – genauso wie es Studierende bei den Einführungstagen erleben.

Die Blaue Frieda ist Anlaufstelle für viele Geflüchtete aus unterschiedlichen Ländern. Zuletzt wurde auch ein Vernetzungsort für Ukrainer*innen geschaffen, für die nun speziell jeden Sonntag das Ukraine-Café organisiert wird. Auch das Beratungscafé mit digitaler Sprechstunde ist eine der festen Aktivitäten. Hier wird bei alltäglichen Fragen geholfen: vom Ausfüllen von Kindergeld- oder Arbeitsanträgen bis zur Wohnungssuche oder dem Kopieren. Mitmachen können dabei alle, die gut Deutsch können, so Riehm. Bei der Begegnung geht es viel um Sprache. Deutschlernen wird mitbedacht und steht beim Sprachcafé besonders im Fokus. Für Frauen wurde zudem ein monatlicher Safe-Space geschaffen: das Frauenfrühstück. Meist mit kurzem Input oder übergeordnetem Thema, oft mit Brunch-Vibes oder Uno-Karten. Gerade ist auch ein Stammtisch für queere Menschen in Planung.

Foto: Lea Fröhlich

Wie kann man Kulturen noch kennenlernen? Durch Essen. Deshalb findet einmal im Monat das interkulinarische Kochen statt. Dabei bringen Menschen ein Rezept aus ihrem Herkunftsland mit, das zusammen gekocht wird. Freitags kocht Mohammed aus Syrien außerdem ein Gericht, für das sich jede*r anmelden kann. In alle Aktivitäten kann sich eingebracht werden. Egal ob für (Kinder-) Spielkreise oder den Austausch im Café – es werden ständig Ehrenamtliche gesucht. Ideen sind immer willkommen. Für Helfende oder solche, die es werden wollen, finden regelmäßig Treffen statt: ein Ehrenamtstreffen zum Austausch oder Erfragen, ein Organisationstreffen für kreative Prozesse und Weiterentwicklung.

Während Corona seien einige Helfende weggeblieben, so Riehm, nach offenem Kriegsbeginn in der Ukraine neue dazugekommen. Allerdings sind von diesen nur wenige geblieben. „Das Schwierige ist auch, dass gerade, weil es so einen ‚Hype‘ gab, viele gewisse Ansprüche hatten, wie sie helfen wollen. Tatsächlich auch, wem sie helfen wollen. Wo wir ganz klar gesagt haben: Dann bist du bei uns nicht richtig“, erzählt sie. Sprache-Lernen, gemeinsam wachsen und bewusst in den Austausch gehen, dafür wurde die Blaue Frieda geschaffen. Was gerade fehlt, sind junge Menschen, die diese Idee mit weiterentwickeln. „Ich würde mir ein bisschen mehr Lockerheit wünschen, einen Ticken mehr Jugendclub“, schmunzelt Riehm.