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Beißt FFF auf Granit?

von Josefine Wendlinger

Beißt FFF auf Granit?

Wir haben mit Ibo Mohamed, Pressesprecher von Fridays for Future Deutschland aus Bamberg, über seinen politischen Kampf gegen die Klimakatastrophe und die weitere Entwicklung von Fridays For Future (FFF) gesprochen.

Kannst du dich kurz vorstellen und erzählen, wie genau du dich für FFF engagierst?

Hallo, ich heiße Ibo und bin seit 2019 bei der Ortsgruppe von FFF Bamberg aktiv. Ich bin hier vor allem organisatorisch tätig. Zum Beispiel melde ich die Demonstrationen an, organisiere Redebeiträge und gebe Interview und Statements.

Ich kann mir vorstellen, dass deine ehrenamtlichen Tätigkeiten sehr zeitintensiv sind. Wie verknüpfst du das Alles mit deiner Ausbildung und Freunden?

Irgendwie kriege ich alles hin. Ich mache gerade eine Ausbildung zum Erzieher hier an der Fachakademie in Bamberg und das ist super fordernd! Aber mir ist das Thema Klimagerechtigkeit einfach unglaublich wichtig und ich sehe einfach die Notwendigkeit, dass wir jetzt handeln! FFF gehört zu meinem Alltag genauso andere Gruppen hier in Bamberg wie Seebrücke e.V. oder die Bamberger Mahnwache Asyl. Seit einigen Monaten bin ich auch Pressesprecher für FFF Deutschland, was nochmal mehr Aufwand bedeutet. Neben Podiumsdiskussionen und Co. habe ich aber trotzdem noch Zeit, um mich mit Freunden zu treffen oder auf Partys zu gehen. Für mich ist es wichtig, dass man sich engagiert und handelt. In welchem Umfang spielt erstmal keine Rolle, aber jede und jeder, der/die sich engagiert, kann etwas Entscheidendes beitragen!

Wie kamst du zu deiner Tätigkeit als Pressesprecher? Welche Erfahrungen nimmst du für dich aus dieser Arbeit mit?

Ich wurde von einem FFF Presseteam Anfang des Jahres für das Amt vorgeschlagen. Bis jetzt macht es mir viel Spaß. Ich habe die wertvolle Chance, mit vielen wichtigen Menschen aus der Politik, Wirtschaft und Presse zu sprechen und diskutieren. Neben persönlichen Erfahrungen, wie z.B. der Umgang mit Medienpräsenz, schätze ich an diesem Amt einfach die große Reichweite, mit der ich mehr Aufmerksamkeit auf die Klimakrise erzielen kann.

Wo steht die FFF-Bewegung aktuell? Werdet ihr von Politiker*innen als basisdemokratische Bewegung anerkannt und wahrgenommen?
Die Pandemie und andere aktuelle gesellschaftspolitische Themen waren herausfordernd für die FFF-Bewegung. Dennoch sind wir aktuell wieder auf den Straßen. Es sind vielleicht nicht mehr ganz so viele wie zu Beginn. Aber wir machen weiter! Insgesamt wurde auf jeden Fall schon etwas erreicht – aber bei weitem nicht alle unsere Ziele und wir geben uns auch nicht damit zufrieden. Aber wir haben Aufmerksamkeit erlangt und müssen nun aktiv in die Politik eingreifen. Das kann teilweise auch durch radikalere Aktionen gegen das System und systemreproduzierende Institutionen beziehungsweise Firmen passieren. Jedoch sollten wir die Heterogenität von FFF nicht vergessen und alle Bedürfnisse beziehungsweise Kapazitäten der unterschiedlichsten Teilnehmer*innen beachten.
Wie hat sich die FFF-Bewegung inhaltlich entwickelt?

Ich würde sagen, dass sich die FFF-Bewegung positiv weiterentwickelt hat. Natürlich gibt es auch in dieser Bewegung interne und teilweise strukturelle Probleme. Dafür wird neben dem aufwendigen Kampf für Klimagerechtigkeit aber dauerhaft sensibilisiert. Unsere Kritik richtet sich an das vorherrschende System und all die Katastrophen, die es begünstigt. Aus der Bewegung für Klimagerechtigkeit haben sich natürlich auch radikalere Gruppen gebildet. Ich glaube, diese entstehen aus einer riesigen Enttäuschung und Wut darüber, dass nichts passiert. Was aber dann folgt, ist eine rein negative Berichterstattung über die Aktivist*innen und ihre Aktionen. Das finde ich nicht richtig.

Gab es schon Momente, in welchen du dein Engagement kritisch hinterfragt hast?
Ja. Es gibt immer mal wieder Erlebnisse, die mich enttäuschen und die auch zu kurzem Zweifeln führen können, wie beispielsweise die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl. Die haben mich emotional und persönlich mitgenommen. Auch macht es mich wütend, wenn Politiker*innen uns nicht zuhören und von ihnen einfach keine ausschlaggebenden klimapolitischen Entscheidungen getroffen werden.
Wie gehst du mit aktuellen gesellschaftspolitischen Katastrophen um und welche Rolle spielen diese in deinem Kampf gegen die Klimakatastrophe?
Mich beschäftigt zum Beispiel der Krieg in der Ukraine gerade sehr! Vor allem weil ich in meinem Heimatland Syrien auch schon diese schreckliche Situation eines Krieges miterleben musste und das Leid gut nachvollziehen kann. Dennoch kritisiere ich die unterschiedliche und unfaire Behandlung von Geflüchteten aus der Ukraine. Dass beispielsweise BIPoC nicht die Grenze zu Polen überschreiten durften, empfinde ich als unfair.
Denkst du, dass Klimaschutz und – aktivismus ein Privileg ist?

Auf jeden Fall! Es ist ein Privileg, sich mit der Thematik aktiv auseinandersetzen zu können. Aber die, die es können, haben die Pflicht, etwas zu tun. Und das nicht nur in unserer europäischen Bubble, sondern unter Beachtung und Wertschätzung der Meinungen und Bedürfnisse der Menschen des globalen Südens. Denn diese sind schon heute von den Klimakatastrophen betroffen, die hier im globalen Norden ausgelöst wurden.