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Mit Trompete und Aperol Spritz

von Josefa Reineke und Florentine Streit

Mit Trompete und Aperol Spritz

Vom unterfränkischen Volkach auf die großen Festivalbühnen – Ferdinand Kirch aka Nand startet gerade richtig durch. Als Gast-Beitrag haben sich zwei Uni-Vox-Redakteurinnen mit ihm über sein Leben als Musiker unterhalten.

Fotos: Pressefotos Ferdinand Kirch, Grafik: Laura Weinmann

Der 24-jährige Trompeter, Producer, Sänger und Texter Nand hat in diesem Jahr seinen Architektur-Bachelor in Würzburg gemacht. Mit neun Jahren begann er Trompete zu lernen, mit zehn Jahren Klavier. Jetzt kann er von seiner Musik leben. Genervt von abertausenden Texten über Liebe und inspiriert von französischsprachigem Trap versucht er Sounds zu kreieren, die mit wenig bis keinem Text auskommen. Auf Spotify kann man schon zwei seiner Alben und einige Singles hören. Und noch dazu liegen 200 bis 300 Tracks unveröffentlicht auf seiner Festplatte.

Auf Spotify steht über deine Musik: „Bitterhonigsüß – orangegefärbt vertreib ich mir die Welt. ModernSynthBreakFunk.“ Das musst du uns mal erklären.
Das ist ein Textvers von „Sonnenblumenfeld“. Den fand ich ziemlich kreativ und schön, diese Komposition aus verschiedenen Adjektiven, süß und bitter. Und ModernSynthBreakFunk ist eine Bezeichnung von Felix, meinem DJ. Der hat so mal versucht, meine Musik zu vereinheitlichen, weil ich ja viele verschiedene Stile ausprobiere: ein bisschen Break Beats, ein bisschen Synth-Pop, Neue Deutsche Welle, mal was Kitschigeres oder sogar was Trappigeres. Und es klingt ja auch ganz witzig.
Dein bekanntestes Lied ist „Wohlfühlen“ – ist es auch das Lied, das du am besten findest? Und hast du damit gerechnet, dass es so abgeht?

Ich hatte damals, als ich das Album meinen Freund*innen gezeigt habe, eigentlich andere Favoriten. Aber die haben alle gesagt, dass es voll krass ist, voll der Ohrwurm. Und ich war so: Hä, warum der? „So wie du bist“ oder „Fragen“ fand ich zum Beispiel schöner. Bei „Wohlfühlen“ hatte ich ein bisschen Angst, dass die Leute es als stumpf deklarieren, weil es ja schon recht schlicht ist. Aber es ist ein Luxus, dass Leute meinen Song so viel hören können.

Deine Alben „Ich hab Blumen“ und „gutgehen“ sind beide 2020 rausgekommen, was war da los?
Ich hatte Bock. Ich war währenddessen für ein Praktikum in Köln in einem Architekturbüro und hatte da übelst den Heißhunger aufs Produzieren. Das erste Album hat ein fach so viel Spaß gemacht, es in einem Gesamtding zu produzieren und nicht einfach Single für Single rauszuhauen. Wenn ich Bock habe, dann treffe ich mich mit einem Rapper und produziere einen Beat in zwei Stunden. Er rappt etwas ein und ich schreibe noch einen Text und dann sind wir in vier bis fünf Stunden mit einem Track fertig.
Du bist diesen Sommer auf Tour. Wie fühlt es sich an, deine Musik live zu performen?
Ist schon krass. Ich glaube jede*r, der*die mit Musik anfängt, hat safe als Motivation im Kopf: Da tanzt mal jemand dazu oder singt einen Text mit. Mittlerweile lassen sich auch Leute irgendwelche Schriftzüge tätowieren. Das ist voll die nice Anerkennung.
Wie wählt man aus so vielen Liedern eigentlich eine Setlist aus?

Ich versuche immer noch, das nach Gefühl zu machen und auszustellen, was die Leute wollen. „Wohlfühlen“ habe ich auch nicht produziert, damit es ein Hit wird, der ist halt passiert. Der einzige gescriptete Song war „Aperol Spritz“. Ich war so: „Ey, pass auf. Aperol Spritz zieht ja eh dieses Jahr.“ Das war das einzige Mal, bei dem ich ausprobiert habe, auf Knopfdruck zu produzieren. Ein Song, mit dem ich den Leuten eine Hymne geben kann.

Ein Auftritt in Bamberg ist bisher noch nicht geplant. Kannst du uns noch ein Insidertipp für Würzburg geben, damit wir die Zeit überbrücken können, bis du es endlich zu uns schaffst?

Edeltraud. Da gibt es den besten Kuchen und den besten Bartender. Die machen auch Open Mic. Da kommen Leute zum Singen und Musikmachen. Ich bin jetzt seit fünf Jahren in Würzburg und habe immer gedacht, ich gehe nach Berlin, Hamburg oder Wien. Dieser Gedanke hat mich so gestresst, dass ich ganz vergessen habe, wie schön es hier ist.