Skip to content Skip to footer

Domstadt Goes Digital

von Bastian Bönisch

Domstadt Goes Digital

17,5 Millionen Euro – so viel Geld steht der Stadt Bamberg zur Verfügung, um bis zum Jahr 2027 smarter zu werden und um die Lebensqualität der Menschen zu erhöhen. Nina Stapf, die Netzwerk-Managerin beim Programm „Smart City Bamberg”, berichtet im schriftlichen Interview vom Projekt.

Foto: Stadtarchiv Bamberg/Sonja Seufferth

Nina Stapf ist Netzwerkmanagerin beim Programm Smart City Bamberg und dort für die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit sowie für die Vernetzung zuständig. Ihren Master hat sie übrigens auch an der Uni Bamberg gemacht und freut sich sehr über die enge Zusammenarbeit mit der Uni in Form des Smart City Research Lab.

Was steckt hinter ‚Smart City Bamberg‘?

Bamberg ist 2020 zur Modellprojektkommune ausgewählt worden und erhält 17,5 Millionen Euro, um „smarter“ zu werden. Im Grunde geht es dabei nicht nur um Technisches, sondern vor allem darum, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und die Lebensqualität in Bamberg mit digitalen Mitteln zu steigern. Zwei Jahre lang gibt es dafür eine Strategiephase (in der wir uns noch bis Ende November befinden) während der Ideen, Projektansätze und Impulse aus der ganzen Stadt gesammelt werden sollen, wie das Ziel einer smarten Stadt erreicht werden kann. Im Anschluss an die Strategiephase folgen fünf Jahre Umsetzung bis Ende 2027. Neben Bamberg gibt es noch 72 weitere Smart City Modellprojektkommunen in Deutschland, die vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und der KFW gefördert werden. In Bayern sind das u. a. Haßfurt, Würzburg u. v. m.

Wer kann sich wie beteiligen?

Im Mai 2021 legten wir damit los bei den Bürger:innen für Wind zu sorgen und haben 18 Multiplikator:innen (= Bürger:innen, die über das Projekt informieren sollten) zu den Bamberger:innen geschickt, um Gespräche über ihre Ideen und Wünsche zum Thema Digitalisierung zu führen. Bei der großen Ideenschmiede mit 130 Bürger:innen Ende 2021 und dem SCB-Hackathon im Februar 2022, bei dem auch viele Studierende mitgehackt haben, kamen weitere Ideen und Projekte hinzu. Durch all diese Formate und unsere Ideenplattform Intrakommuna konnten mehr als 200 Ideen und Impulse der Bamberger:innen zu einem smarten Bamberg gesammelt werden. Nun sind wir gerade dabei all diese Vorschläge mit Hilfe von Werkstudierenden der Uni Bamberg zu ersten Skizzen auszuarbeiten, damit wir wissen was wir in unsere Strategie schreiben können. Dort soll nämlich drin stehen was wir mit dem Millionenbetrag planen und umsetzen wollen. Außerdem soll ein Großteil dieser Strategie aus Bürger:innen-Ideen bestehen. Das heißt: Es haben sich bereits viele, viele Bürger:innen beteiligt. Doch noch immer kann man mitmachen! Es können immer noch Ideen eingebracht werden, wir werden auch in den nächsten Jahren weiter beteiligen und Events wie der Hackathon sollen vielleicht sogar jährlich stattfinden. Wer aktiv mitwirken will, damit Bamberg eine Smart City wird, kann sich bspw. auf unserer Plattform Intrakommuna (https://bamberg-buerger.intrakommuna.net/) anmelden. In diesem Netzwerk hat man auch die Möglichkeit sich mit anderen Interessierten auszutauschen oder in Gruppen mitzuarbeiten. Außerdem haben wir auch einen Newsletter, den man abonnieren kann und für Student:innen bietet das Smart City Research Lab immer wieder Kurse und Möglichkeiten zur Anrechnung von Projekten zu der Thematik (zuletzt waren das weiterführende Projektideen aus dem Hackathon) an.

Wie frei kann entschieden werden, was umgesetzt werden soll?

Die eingegangenen Bürger:innen-Ideen wurden von unsere Werkstudierenden zu Skizzen ausgearbeitet und es entstand ein Grobentwurf (Zeitplan, Kosten, Umsetzer:innen). Diese Sammlung aus verschiedenen Skizzen und Projekten, die ihren Weg über die Bürgerschaft, die Verwaltung oder aus Unternehmen ihren Weg zu uns gefunden haben legen wir unserem Steuerungskreis vor. Dieser besteht aus dem Oberbürgermeister, dem Bürgermeister, dem Digitalisierungsreferenten, den Clusterpat:innen und dem SCB-Team. Dort werden noch keine Entscheidungen getroffen, aber unsere Aufgabe ist es, bis dahin ein “Bild” zu gewinnen, wie die teils sehr unterschiedlichen Ansätze am Ende in eine Strategie mit erkennbarem rotem Faden eingebunden werden können. Darüber hinaus muss ihre Förderfähigkeit (Modellhaftigkeit, Wirkung auf den Stadtraum, Übertragbarkeit auf andere Städte, Skalierbarkeit, Nutzung von Open Source.) deutlich werden. Das heißt, hier sind wir natürlich auch an die Vorgaben des Fördermittelgebers gebunden. Im November soll die fertige Strategie, die wir derzeit schreiben, mit allen Projekten in den Stadtrat gehen, der die letzte Entscheidungsinstanz ist, bevor wir das Papier nach Berlin schicken können. Dort entscheidet dann das BMWSB darüber, welches Projekt gefördert werden kann. Es wirkt wie ein eher „schwieriger“ Prozess, wenn man sich aber gut abstimmt und der rote Faden für Bamberg erkennbar wird, hoffen wir darauf, so viele Projekte aus der Bürgerschaft wie möglich umsetzen zu können.

In welchen Bereichen wird es besonders deutliche Veränderungen geben?
Wir denken, dass unsere enge Arbeit mit den Bürger:innen vor allem einen Wandel in der Zusammenarbeit von Stadt und Bürger:innen erzielt sowie der Einbindung und der Beziehung dieser zueinander. Außerdem wird sich einiges in den Bereichen Mobilität und Plattformen tun. Vielleicht könnte es bspw. bald schon möglich sein mit einer Web-Anwendung entspannt und online Räume für eine Bandprobe oder einen Sportkurs zu buchen und die benötigten Dinge dazu aus einer Art „Bibliothek der Dinge“ auszuleihen auf die alle in Bamberg zugreifen können. Die Veränderung wird also nach und nach in ganz Bamberg sichtbar und spürbar und wir hoffen, dass wir mit unseren Projekten das Leben für die Bamberger:innen noch angenehmer und einfacher machen können.
Welche Rückmeldungen haben Sie bisher erhalten? (Von Bürger*innen und von anderen Städten)

Die Bürger:innen waren oft positiv gestimmt und freuen sich darüber, dass etwas voran geht und auch Dienste in der Stadt nach und nach digitaler werden. Einige haben aber natürlich auch Sorgen und Bedenken geäußert, wie sich das erhöhte Technikaufkommen in Bamberg auswirken wird oder wie sich die Digitalisierung im Alltag älterer Mitbürger:innen integrieren lässt. Hier arbeiten wir stetig daran so viele wie möglich einzubinden und auch das Erlernen digitaler Kompetenzen zu unterstützen. Insgesamt sind wir mit dem Feedback aus der Bürgerschaft sehr zufrieden und finden es jedes Mal super wie viel Engagagment und Herzblut die Bürger:innen mitbringen. Auch von anderen Städten haben wir viel Positives gehört. Da wir in Bamberg unseren Fokus in der Strategieentwicklung ganz besonders auf die Integration von Bürger:innen-Ideen gelegt haben, haben wir auch andere Ansätze wie Partner-Städte, die ihre Projekte vorwiegend aus der Verwaltung heraus entwickeln. In Sachen Bürgerbeteiligung sind wir daher „Vorreiter“, und haben somit eine ganz besonders dynamische und integrative Methode gewählt.

Welche Rolle spielt die Otto-Friedrich-Universität bei dem Projekt?

Das Smart City Research Lab ist ein interdisziplinäres Netzwerk der Universität Bamberg, das uns, die Stadt Bamberg, in ihrem Vorhaben als Modellstadt Smart City wissenschaftlich begleitet. Die Uni spielt also eine ganz besondere und große Rolle im Programm, denn mit dem Reserach Lab haben wir eine Kooperation aus Stadt und Uni geschaffen, die es so zuvor noch nicht gab. Die enge Abstimmung und das intensive Arbeiten miteinander erlauben eine viel engere Verflechtung von Wissenschaft, Studierenden und Stadtentwicklung. Diese Beziehung spiegelt sich auch in der Lehre der Uni wieder und wird in den nächsten Jahren noch viel deutlicher zu erkennen sein.

Wenn alles läuft wie geplant: Wie sieht Bamberg im Jahr 2027 aus?

Die Stadt ist dann vermutlich lebenswerter, nachhaltiger und fortschrittlicher. Sie weiß Daten sinnvoll zu Nutzen und ist in ihren Prozessen generell „smarter“. Das soll auch das Miteinander in der Stadt angenehmer machen. Durch die Vernetzung mit verschiedenen Akteur:innen in der Stadt, soll es auch gelingen Projekte schneller und innovativer aufzusetzen, damit das Programm Smart City allen Bürgerinnen und Bürgern spürbaren Nutzen und greifbare Innovationen bietet.